The Magics

Oldies but Goldies

Chiemgau Zeitung 04.01.22 – Ulrich Nathen-Berger

Musik für Herz und Beine

Seit 1971 spielt die Bernauer Band Magics zum Tanz und zur Unterhaltung auf.

Bernau – Jahrzehntelang gaben die „Magics“ seit Anfang der 1970er Jahre den guten Ton an auf den Tanzflächen der Region, sorgten für garantiert beste Laune unter anderem im Bauerngirgl in Grassau oder Café Reiter in Prien. Nach 50 Jahren geht’s bei den Gründern der Bernauer Band, Werner Schuhmann und Arthur Hügel allerdings sehr viel beschaulicher zu. Dennoch sind die mittlerweile 73-Jährigen mit ihrer Musik bei Auftritten nach wie vor Garanten für einen gepflegten sound-identischen Rücksturz in die Popmusik der 60er und 70er Jahre. „Unser Repertoire von damals ist heute aktueller denn je, weil noch immer beliebt“, versicherten Hügel und Schuhmann im Gespräch mit der Redaktion.

Die Musik ist handgemacht

Es sind nur wenige Stufen in den Keller des Hügel-Anwesens im Birketweg in Bernau. Hinter einer unscheinbaren Tür liegt das „Allerheiligste“ der Band „Magics“: ihr Probenraum. Er ist relativ schalldicht, nur unmittelbar vor dem Öffnen dringt Musik in die Ohren. Gleich auszumachen: Das tönt nicht aus der Konserve. Bekannte Musik aus den 1960er Jahren: Silence Is Golden, mehrstimmig gesungen, ein Song der US-amerikanischen Rockband The Four Seasons aus dem Jahr 1964. Erinnerungen aus der eigenen Sturm- und Drangzeit werden schlagartig wach: Die englische Band The Tremeloes machten diesen Song 1967 zum Nummer-Eins-Hit in vielen Ländern. Gnadenlos schwer zu singen, viel zu hoch für manche Möchte-Gerne-Musiker. Aber nicht für die in die Jahre gekommenen Magics: Gitarrist und Sänger Jürgen Eschmann (65) schmachtet die Refrainzeile „but my eyes still see“ so wunderbar ins Micro, dass einem das Herz aufgeht, begleitet von Hügels und Schuhmanns zweiter und dritter Stimme. Mit schweren Keyboard-Sounds und perlenden Gitarren-Akkorden sorgen beide für Gänsehaut, Fritz Weisshart (76) hält das Ganze mit seinen Basslinien harmonisch zusammen - das fehlende Schlagzeug fällt bei der Schmuse-Musik gar nicht auf. Ein Film läuft vor dem innernen Auge ab - Disco-Feeling, Schummerlicht, das Parfum der angehimmelten Tanzpartnerin macht sich im Hirn breit… Stopp, Arbeit ist angesagt.

Geht's hier nach über 50-jähriger Bandgeschichte nur ums Schwelgen älterer Herren in älteren Zeiten? „Nein, natürlich sind das echte Proben“, versichert Hügel lachend. Und gesteht: „Klar, sie werden auch von dem einen oder anderen Schluck Rotwein begleitet.“ Mittlerweile habe das Musizieren für sie eher Hobby-Charakter, „denn die Corona-Pandemie hat nicht nur den Profis Knüppel zwischen die Beine gehauen“. Es sei derzeit schwierig, für Auftritte gebucht zu werden, weil große Feiern und Feste nicht möglich und andererseits Tanzcafés oder -veranstaltungen sozusagen ausgestorben sind, bedauert Hügel. „Vor der Corona-Zeit haben wir in den vergangenen Jahren oft für Vereine oder bei privaten Feiern gespielt, wie zuletzt 2019 beim Sommernachtsfest des Tennisclubs.“

Mit Musik der 60er aufgewachsen

Dass sie sich dem musikalischen Genre Oldies der 1960er und -70er Jahren verschrieben haben, sei nicht geplant gewesen. Es habe sich einfach so ergeben, sagt Gitarrist Werner Schuhmann. Weil sie mit dieser Musik aufgewachsen sind.

„Die Beatles waren für mich der Grund, dass ich mit dem Gitarrespielen überhaupt angefangen habe.“ Das Repertoire der musikalischen Bernauer Oldies aufzuführen, würde hier den Rahmen sprengen, aber ein Auszug der Interpreten per Kopie von der Magics-Internetseite spricht Bände: Ricky Nelson, The Carpenters, Albert Hammond, Everly Brothers, Shadows, Elvis Presley, … die lange Aufzählung endet bei Rocco Granata. Ja, der mit dem Ohrwurm „Marina, Marina, Marina…“. Kennt doch jeder – zumindest ab einem gewissen Alter.

Noten waren früher Mangelware

Um diese Songs nachspielen zu können, war Ausdauer angesagt, wie Schuhmann erinnert. Noten dafür waren Mangelware, ebenso Musiklehrer, die den angehenden Bühnenstars statt Etüden gefragte Popmusik beibrachten. Not macht erfinderisch, sagt der Volksmund, auch Musiker: Einmal pro Woche gab's damals die Hitparade auf BR1, „die haben wir per Tonband mitgeschnitten und dann versucht, die Songs nachzuspielen“, blickt Schuhmann zurück. „Später haben wir uns den Beatclub im ersten TV-Programm reingezogen, um das Neueste von der internationalen Popmusik-Front mitzubekommen.“

50 Jahre und unzählige Auftritte später noch Ziele festzulegen, fällt Hügel und Schuhmann schwer. „Wir haben eigentlich keine mehr. Wir haben jetzt soviel Musik gemacht – es kommt, wie's kommt… wir nehmen's einfach mit…“


Nachtrag: Andi, einer unserer vielen treuen Fans, hat es sich nicht nehmen lassen, ein eigenes Gedicht zu diesem Anlass zu verfassen: